The International

Zum Tode von Siegfried Rauch

Als Teenager fand ich an Siegfried Rauch, nachdem ich im Wald heimlich meine ersten Kippen gequarzt hatte, vor allem mal den Namen geil.

Das markante Gesicht mit den stahlblauen Augen und der akkuraten Frisur war mir aber selbst damals schon sehr lange vertraut. Denn Siegfried Rauch war Old Shatterhand, der Freund von Winnetou, in der alten TV-Serie von 1979. Eine verrückte Wahl, wenn man heute darüber nachdenkt. Ich war damals fünf, und Siegfried Rauch der Vater, den ich zwar auch immer hatte, aber nicht im Fernsehen. Aus dem Stand verkörperte er (und daran sollte sich in den neunundreissig späteren Jahren auch nichts mehr ändern) stets jede erdenkliche deutsche Tugend, gepaart mit der hemdsärmeligen Volksnähe, welche, zusammen mit seinem bayrischen Akzent einen Schauspieler von Weltformat ausmachen. Ähnlich wie Gerd Fröbe (Sachsen) und Günther Strack (Hessen), in deren Reihe er steht – als einer der wenigen Deutschen, die es in Hollywood geschafft – was sag‘ ich – die es überall geschafft hätten.

Er konnte sowohl mit Steve McQueen über die Piste brausen, als auch in Schundfilmen wie „Astaron – Brut des Schreckens“ reüssieren. Er war in „Patton“ ebenso wie in „Der Adler ist gelandet“. Mit Lee Marvin und Mark Hamill spielte er für Sam Fuller in „The Big Red One“.

Das auf der einen Seite. Auf der anderen war er sich aber auch nie zu Schade für deutsche Fernsehunterhaltung. Als Kapitän und Bergdoktor. „Irgendwie und Sowieso“ aber zum Beispiel war ein Highlight, in dem er einen biederen Speditionsbetreiber mit Herz verkörperte. Viel später erst entdeckte ich seine Beteiligung an den ganzen Edgar Wallace-Filmen. Unverwechselbar und doch keiner, der sich mit großen Rollen oder großen Schlagzeilen in den Vordergrund drängte.

Wahrscheinlich hatte er einfach mehr Lust, im Lande und bei seiner Familie zu bleiben und zu arbeiten, als das große (und trostlose) fremdsprachige Parkett zu beackern. Was ihn gleich doppelt sympathisch macht.

So blieb er bis heute der internationalste aller volkstümlichen Schauspieler, ein stubenhockender Kosmopolit, der granteln und dabei mit Winnetou befreundet sein konnte. Und jedem noch so prominenten Kollegen jederzeit den Schneid abkaufen konnte. Einer, der mit sich und seinem Leben zufrieden war. So kam es mir zumindest immer vor, wenn ich zufällig einmal reinzappte, wenn Rauch bei Markus Lanz über seine Freundschaft mit Steve McQueen erzählte, den er nun um 38 Jahre überlebt hat.

Quelle Foto: Derrick-database.com

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Arno Frisch

Seine Darstellung des Killers in „Funny Games“ gehört zu den eindrücklichsten Schauspielleistungen der jüngeren Horrorgeschichte. Mit seiner einmaligen Fähigkeit, Unschuld und Eiseskälte zu verbinden, schafft er eine Intensität, die man nicht mehr aus den Gliedern bekommt. Dennoch ist Arno Frisch ein wandlungsfähiger Charakterdarsteller, der seine Bandbreite regelmäßig in Kino und Fernsehen unter Beweis stellt.

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