Im Augenblick der Angst, E 1987

mit Zelda Rubinstein, Michael Lerner und Talia Paul
Regie: Bigas Luna

Wenn man lang genug in einen Abgrund hineinblickt – heißt es bei Nietzsche – dann blickt der Abgrund irgendwann zurück. Dasselbe gilt auch für Filme, und in ganz besonderem Maße für „Im Augenblick der Angst“ von Bigas Luna. Entstanden Mitte der Achziger Jahre, auf dem Höhepunkt der Teenie-Horror-Welle, ist er eine Reflexion über das Slashergenre, gleichzeitig aber auch ein Film über das Publikum selbst, indem er zeigt, was geschieht, wenn ein Film plötzlich Macht über seine Zuschauer bekommt. Im Zentrum steht der von Michael Lerner herrlich verschmitzt gespielte Krankenpfleger mit Mutterkomplex, der auf nächtlichen Raubzügen nach den Augen seiner Mitmenschen trachtet. Und welcher Ort wäre für diese Unternehmung besser geeignet, als ein Kino, in dem ein spannender Film läuft. Es geht also ein Killer um, und wer sich von dem Geschehen auf der Leinwand fesseln läßt, stirbt. Das ist aber alles wiederum nur ein Film, den sich Patty und Linda nachmittags in einem Kino anschauen. Bis Patty merkt, daß die sanfte Hypnose, welche der Film in seinem Vorspann verspricht, beim Publikum ringsum Wirkung zeigt. Geht auch bei ihnen im Saal ein Mörder um? Und tatsächlich sind bald alle Ein- und Ausgänge verrammelt und draußen auf der Toilette stapeln sich die Leichen. (mehr …)

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Toby Dammit, F/IT 1968

mit Terence Stamp, Salvo Randone und Marina Yaru
Regie: Federico Fellini

Sucht man im europäischen Kino nach profilierten Horror-Regisseuren wird man vielleicht nicht sofort auf Federico Fellini kommen. Dabei sind seine Filme voll von Elementen des Phantastischen und Irrationalen, ist das Unheimliche stets als Echo aus der Kindheit oder Ausdruck tiefer seelischer Konflikte präsent. Trotzdem ist sein einziger echter Genrebeitrag gleichzeitig auch einer der schaurigsten Filme der Sechziger Jahre: Ein alkoholkranker Schauspieler kommt nach Rom , um an den Dreharbeiten eines Western mitzuwirken. Massenveranstaltungen, mondäne Feste, Modeschauen und Preisverleihungen muß er über sich ergehen lassen, doch der falsche Glamour und der Budenzauber treiben ihn nur immer tiefer in Lethargie und Lebensmüdigkeit. Schließlich folgt er dem Ruf des Teufels und bricht – nachdem er mit einer Haßtirade auf der Bühne einen Skandal verursacht hat – mit seinem Sportwagen zu einer wilden Amokfahrt ins Herz der Finsternis auf. Fellini inszeniert die nur 37 Minütige Episode des Omnibusfilms „Tre passi del delirio“ als uferlosen Rausch, Bilder, Farben, Töne von unerhörter Fremdartigkeit und Schönheit, mit einer Dichte und visuellem Einfallsreichtum, der für mehrere Stunden gereicht hätte. (mehr …)

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Töte, Django, IT/E 1967

mit Tomás Milián, Piero Lulli und Milo Quesada
Regie: Giulio Questi

Ein Namenloser irrt ikonenhaft durch eine Hetzjagd nach Gold. Auf er Suche nach seinen ehemaligen Spießgesellen und Mördern am eigenen Leibe taumelt er begleitet von zwei Indianern, mit der Frage nach dem eigenen metaphysischen Zustand beschäftigt, in ein Dorf voller Verdammten. Hier wimmelt es von gierigen und skrupellosen Gestalten, die wie gruselige Handpuppenversionen eines Bigotterietheaters daherkommen. Es wird sich ob der genialen Waffenkünste des Fremden angebiedert und gleich wieder Verrat geübt. Goldenen Projektile werden aus Leichen gepuhlt, schwarz gekleidete Homosexuelle als Armee aufgestellt. Es ist ein Western wie keiner: surreal, politisch bis in die Haarspitzen, hart und von einer unglaublichen visuellen Kraft begleitet durch einen tollen Score. (mehr …)

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Vier Fliegen auf grauem Samt, IT/FR 1971

mit Michael Brandon, Mimsy Farmer, Jean-Pierre Marielle
Regie: Dario Argento

Roberto, ein talentierter Schlagzeuger einer Rockband führt ein Leben wie aus einem Sparkassenspot: Traumjob, Traumhaus, Traumfrau. Doch dann dringt Paranoia in das luftige Seventiesdasein. Roberto fühlt sich verfolgt und glaubt eines Abends seinen Verfolger stellen zu können. In einem nahezu menschenleeren Theater trifft er auf seinen Schatten und tötet ihn vermeintlich im Handgemenge. Die durch einen Augenzeugen beobachtete und auf Fotofilm festgehaltene Affekttat, lässt den Drummer nicht los. Aus Angst schuldhaft gehandelt zu haben, verschweigt er alles vor seiner Frau und der Polizei. Nun beginnt der Augenzeuge den Protagonisten zu terrorisieren und bringt diesen nah an seine körperlichen und mentalen Grenzen. Von Alpträumen geplagt und von der Identität im Stich gelassen, sucht er Hilfe bei seinem Freund Gottfried. Auf dessen Rat engagiert er einen bizarren Privatdetektiv und einen „Professor“ genannten Sonderling. Sein Peiniger erhöht nun das Stresslevel und aus Psychoterror wird Mord. Nach einer ganzen Mordserie im näheren Umfeld unseres Helden läuft alles auf den unausweichlichen Showdown im trauten Heim hinaus. (mehr …)

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Mädchen in den Krallen teuflischer Bestien, IT 1975

mit Flavio Bucci, Macha Méril Macha Méril, Gianfranco De Grassi
Regie: Aldo Lado

Margaret und Lisa wollen eigentlich nur in den Weihnachtsferien Ihrem Studienstress entfliehen und steigen in München in den Nachtzug nach Mailand, um die Ferien bei Lisas Eltern zu verbringen. Noch ahnen die Mädchen nicht, dass dies eine Fahrt in die Hölle werden würde. Mit an Bord sind zwei drogensüchtige Gewaltverbrecher und eine Dame mit abgründigen Gelüsten. Blackie und Curly sind auf Terror aus und begegnen der namenlosen Dame im vollen Abteil. Diese lässt die rüden Annäherungsversuche der beiden über sich ergehen und leistet auch bei der darauf folgenden Vergewaltigung keinen Widerstand, sondern ergibt sich dem perversen Arrangement. Nun werden die Mädchen Opfer des diabolischen Trios bei dem zusehendes die feine Dame die Kontrolle übernimmt und ihrem unterdrückten Sadismus freien Lauf lässt.

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Immer Ärger mit Bernie, US 1989

mit Andrew McCarthy, Jonathan Silverman, Terry Kiser und Don Calfa
Regie: Ted Kotcheff

Zwei Typen im Hawaiihemd auf einem Motorboot in voller Fahrt ziehen eine verschnürte Leiche im Wasser hinter sich her, die zunächst gegen diverse Bojen scheppert und schließlich über eine Wasserskischanze fliegt, nur um wie ein Torpedo wieder ins Wasser zu tauchen. Von einer Yacht rufen gutgelaunte Partypeople dem Leichnam zu: „Na, Bernie, gibst du wieder mal an?“
Was Rambo-Regisseur Ted Kotcheff hier auftischt als geschmacklos zu bezeichnen wäre insofern untertrieben, als daß man endlich einmal hemmungslos über den Tod eines Menschen lachen darf. Wer damit kein Problem hat, ist hier goldrichtig. Wobei der eigentliche Witz ja darin besteht, daß er dabei noch viel lebendiger erscheint, als die meisten anderen Leute. Das sind vornehmlich schnöselige Neureiche oder blonde Bikinischönheiten, dekadent und ignorant, merkfrei gegenüber dem Exitus ihres Gastgebers in der schicken Strandvilla, der ihnen außer einem süffisanten Grinsen hinter seiner Sonnenbrille wenig zu sagen hat. (mehr …)

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