mit Lilly-Fleur Pointeaux, Catriona MacColl, Murray Head
Regie: Romain Basset
„Fievre“, also „Fieber“, heißt dieser Film im Original und umschreibt ungleich besser als der irreführende „deutsche“ Verleihtitel, worum es hier geht: um eine delirierende Erfahrung jenseits von Wachzustand und Realität. Wer also einen konventionellen Horrorthriller mit stringentem Plot erwartet ist hier schief gewickelt. Jessica, die Traumpsychologie studiert und gleichzeitig selbst an einem sehr regen Traumerleben leidet, kommt nach dem Tod ihrer Großmutter zum Familienanwesen zurück. Dort wird sie nicht nur mit ihren eigenen familiären Konflikten konfrontiert, sondern stößt auch noch auf mysteriöse Aufzeichnungen und ein Familiengeheimnis, welches die Großmutter mit ins Grab genommen hat und das direkt ins Zentrum von Jessicas Träumen weist.
Und dann wird geträumt, was das Zeug hält. Stellenweise fühlt man sich in einen überlangen Zusammenschnitt aus „Nighmare on Elm Street“-Filmen versetzt, was ja nicht schlecht sein muß, wird der rot und blau beleuchtete Schauder-Kitsch doch immer wieder durch Blut und Eingeweide geerdet. Stilwille, Schnittfrequenz, Musikuntermalung lassen manchmal an maniristische Meilensteine wie „Amer“ denken, wirken hier jedoch ein ums andere Mal schmerzlich aufgesetzt.
Denn so kunstvoll Ausstattung, Kamera und Regie das Geschehen auch ins Bild setzen – so recht will der Funke nicht überspringen, fehlt es doch an inhaltlicher Originalität. Und auch beim Aufbau von Spannung oder Suspense stolpern Inszenierung und Schnitt immer wieder über die eigene Kunstfertigkeit. Am Ende bleibt das Ganze zu sehr in der Nacherzählung einer spätpubertären Fieberphantasie stecken, märchenhaft, symbolüberfrachtet, ja, aber ohne das Herz eines stimmigen Gesamtkontextes läuft aller Anspielungsreichtum ins Leere.
Neben dem eindrucksvoll gestalteten Pferdekopf dürfte dann auch vor allem die Performance von Catriona McColl als undurchsichtiger Mutter im Gedächtnis bleiben. Wie sie noch aus der kleinsten Szene das Maximum an Wahrhaftigkeit und Intensität herausholt, läßt das Talentgefälle zu so manch scheintotem Aushilfschargen in diesem ansonsten leidlich gut besetzten Film allzu schmerzhaft ins Auge fallen. Auch die nachsynchronisierte Bassstimme des Bösewichts und die peinliche Geburtsszene katapultieren den Film im letzten Drittel noch einmal ganz unerwartet in niedere Trashsphären, aus denen es dann wirklich kein Erwachen mehr gibt.
Ein zwiespältiges Vergnügen also. Für Freunde ansprechender Optik sei er dennoch empfohlen – und natürlich jedem, der, wie ich, schon lange einem Wiedersehen mit Catriona McColl entgegenfiebert.
Quelle Beitragsbild: http://crypticrock.com/