Masks, DE 2011

mit Susen Ermich, Magdalena Ritter, Julita Witt
Regie: Andreas Marschall

Stella ist jung, schön, ehrgeizig und hat nur ein Ziel: Erfolg als Schauspielerin. Aber leider hapert es mit der Authentizität ihrer Darstellung, und so ist die einzige Schauspielschule, die sie aufnehmen will, ein obskurer, sektenartiger Verbund, der in einer abgelegenen Villa untergebracht ist – bewegte Vergangenheit und verbotene Gebäudeflügel inklusive.

Der Gründer, so heißt es, hat dort nämlich damals seine Schüler mit seiner besonderen Methode in den Tod getrieben. Als nun auch Stella das Angebot bekommt, diese Methode ganz exklusiv zu erlernen, ist sie fasziniert und abgestoßen zugleich,zumal merkwürdige Ereignisse an dieser Schule nicht gerade Mangelware sind. Doch wenn sie den Erfolg wirklich haben will, muß sie Opfer bringen – und unter Umständen bis zum Äußersten gehen…

Der Film von Andreas Marschall ist in erster Linie eines: ein Fest für die Augen. In ruhigen, durchkomponierten Bildern und Kamerafahrten schafft er es von Anfang an zu fesseln und den Zuschauer auf die Bretter, die die Welt bedeuten zu locken, welche sich bald als dünnes Eis entpuppen. Eingebettet in einen Rausch aus Primärfarben verbeugt er sich gekonnt vor den Meistern des Italienischen Horror-Kinos. Denn „Masks“ ist eine Hommage an das Subgenre des Giallo mit seinen sexualisierten Tötungstableaus, seinen twistreichen Krimiplots, seinen schwarz behandschuhten Killern und delirierenden Soundtracks. Dennoch schafft Marschall auf diesem Fundament etwas ganz Eigenes.
Mit der Besetzung einer drallen Blondine in der Hauptrolle wird die Giallo-Welt schon einmal auf den Kopf gestellt. Susan Ermich meistert die Wandlung von der angestrengten Möchtegern-Aktrice zur willigen Novizin mit Bravour. Ihr sprichwörtlicher Verlust der Unschuld und ihr Erwachsenwerden, das mit jeder neuen schrecklichen Erfahrung voranschreitet, ist die eigentliche große Leistung, die der Film erzählerisch und darstellerisch vollbringt. Und auch bei der figurenreichen Anordnung des Plots drumherum, einer komplexen Metapher über Macht und Ohnmacht in der Welt des schönen Scheins, werden die Karten für den Zuschauer immer wieder neu gemischt. Bei allem Anspielungsreichtum – auf Altbekanntes kann man sich hier nicht verlassen, und so ist die ein oder andere Überraschung garantiert, auch wenn das Drehbuch erst nach einer guten halben Stunde so richtig zu sich findet. Die Mordszenen lassen dann in ihrer Heftigkeit nichts zu wünschen übrig, minutiös und feingliedrig inszeniert fügen sie sich nahtlos in ein geschmackvolles Gesamtarrangement des Grauens.

Daß bei der Produktion hier und da ein bisschen gespart werden mußte und die Kamera dann doch nicht ganz so unbefangen wie bei Argento durch die Räume schwebt, mag einem knappen Budget geschuldet sein, wird jedoch von dem hervorragenden Schnitt aufgefangen. An dieser Stelle sei auch das clevere Szenenbild erwähnt, welches mehr als einmal aus der Not eine atmosphärisch ansprechende Tugend macht. Und spätestens das Finale dürfte auch hartgesottenen Zuschauern das Blut in den Adern gefrieren lassen.

Alles in allem ein Glücksfall für den so oft totgesagten Deutschen Genrefilm. Bleibt zu hoffen, daß die Verleiher endlich das Potential von Filmemachern wie Andreas Marschall erkennen und Filme wie „Masks“ auch einem breiteren Publikum durch einen ordentlichen Kinostart zugänglich machen, anstatt immer wieder denselben amerikanischen Geister-Found-Footage-Spukhaus-Film vom Vorjahr in der hundertausendsten Inkarnation immer und immer wieder ins Kino zu bringen.

Trailer

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https://youtu.be/-DEvDq1z-Y8

Quelle Beitragsbild: http://i0.wp.com/chorror.files.wordpress.com/2011/11/masks.jpg